Wie konnte gerade Fohrenburger dieses scheue Fabelwesen, das seit Jahrtausenden die Fantasie der Menschen anregt, für sich gewinnen?
Legenden gibt es hier bei uns in der Alpenregion viele über das Einhorn.
Die erste wirklich offiziell bestätigte Sichtung des Einhorns reicht jedoch ins Jahr 1260 zurück. Damals prägte man zum feierlichen Anlass der Stadterhebung von Bludenz eine Münze mit dem Einhorn darauf. Es scheint, als ob man schon im Mittelalter wusste, dass zu einem zünftigen Fest eben ein Einhorn dazu gehört.
Auch im ältesten Siegel der Stadt von 1329 ist das Einhorn abgebildet. Genauer gesagt ist es noch ein „unicornus", denn die Übersetzung ins deutsche „Einhorn" lieferte Martin Luther erst 200 Jahre später.
Heimisch ist das berühmte Fabelwesen in den Wäldern der Alpenstadt Bludenz schon ewig. Und immer wieder taucht es auch in verschiedensten Märchen, Mythen und Sagen auf. Dabei wird gerne erzählt, wie man das edle Tier, das seit jeher als Symbol von Reinheit, Kraft und Stärke galt, einfangen könne.
Eine wilde Räuberbande, die einst einer alten Sage nach Bludenz überfallen wollten, erschrak sehr, als sie nur schon das aufgemalte Einhorn auf der Stadtmauer sah. Wahrscheinlich wussten sie schon, dass es nur eine Jungfrau wagen konnte, sich mit einem Einhorn anzulegen, und zogen vondannen. Denn schon der „Physiologus", ein Lehrbuch der Spätantike, empfiehlt, die Schwäche des Einhorns für Jungfrauen zu nutzen. Stellt sich eine Jungfrau dem Einhorn in den Weg, dann tänzelt es heran und legt seinen Kopf in den Schoß der Schönen.
Aber selbst diese harmlose Methode barg ein Risiko. Eindringlich warnte der mittelalterliche Vorarlberger Dichter Rudolf von Ems in seiner berühmten „Weltchronik" von 1250: Erkennt das Einhorn aber, „das sie ist ein Wip und keine Jungfrau, so zeigt es großen Zorn und durh si so stichet es das horn."